Zusammenhänge über die „Zwergenschule“ hinaus

Der Fall Stöcken: Zwergenaufstand zur Rettung einer Zwerg(en)schule?

Die Argumente, die in den letzten Tagen zum zukünftigen Umgang mit dem Schulstandort zu hören waren legen nahe: Zahlen, Daten und Fakten sprechen „anscheinend“ dafür, den Standort schnellstmöglich aufzugeben. Nur: weder wurde der Dialog mit der Elternschaft gesucht noch wurde die politisch verbrieften Mitspracherechte und Konsultationspflichten, wie sie im Niedersächsischen Schulgesetz niedergelegt sind, eingehalten. Das heißt: andere, vielleicht sogar meinungsändernde, um nicht zu sagen: bessere Argumente wurden bewusst nicht gehört…

Dass der seriöse Umgang mit Zahlen, Daten und Fakten – übrigens von der gleichen Quelle: sprich von der Samtgemeinde Rosche (!) – auch zu anderen Schlüssen führen kann, ist den auf dieser Seite versammelten Argumentationspapieren zu entnehmen; genau so, wie dass die rechtlichen Rahmenbedingungen keinesfalls die eindeutigen Schlüsse zulassen, wie von Schul- und SamtgemeindeleiterIn suggeriert werden.

Ein Weiteres, Entscheidendes kommt aber dazu: Jenseits dieses pädagogisch-schulischen Klein-Klein, so (ge-)wichtig es im Einzelnen sein mag, geht es um Standort- und Entwicklungsfaktoren, die weit über das Klassenzimmer und den Schulstandort hinausgehen. Auch ohne der A39 das Wort zu reden ist bereits jetzt ersichtlich, dass im Zuge der Entwicklung der Metropolregion Hamburg immer mehr Zuzug in den Landkreis stattfindet. Seriöse Studien prognostizieren Gegenden wie dem Landkreis Uelzen, die verkehrsmäßig einigermaßen erträglich an die Kernstadt (in diesem Fall: Hamburg) angebunden sind und über eine gute IT-Infrastruktur verfügen (der Breitbandausbau schafft hierzu gerade die Voraussetzungen) klaren Zuwachs, namentlich auch an IT-affinen EinwohnerInnen, die nicht täglich zur Arbeit pendeln müssen. Entsprechend spielt für diese neue Klientel, aber auch etwa die zusätzlich im Kreis benötigten Dienstleistenden z.B. in der Pflege, die nicht weniger attraktiv als Neu-EinwohnerInnen sein werden, die Infrastruktur vor Ort eine entscheidende Rolle. Wenn nun eine Gemeinde wie Oetzen, mit einem eigenen Kindergarten mit bis zu  50 Betreuungsplätzen, zwei privaten Kindergroßtagespflegestellen für Krippen- und Hortbetreuung mit bis zu 20/40 Plätzen und eben: einer öffentlichen Schule für die ersten Schuljahre auf letztere verzichten möchte, dann ist dies ein bewusstes in Kauf-Nehmen einer massiven Verschlechterung der Karten im Standortwettbewerb. Kommt dazu, dass eine Mikrokartierung der in den nächsten Jahren zu erwartenden Hausverkäufe/Handänderungen ebenfalls dafür spricht, dass jüngeren Familien mit Kindern der Zuzug offen stünde…

11. Februar 2018
Prof. Dr. Thomas Hengartner